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Vier-Tage-Woche: Vorteile, Herausforderungen und Chancen des Arbeitszeitmodells

Das Interesse an der Vier-Tage-Woche wächst. Zwei groß angelegte Studien – eine in Großbritannien (Lewis, K. et al. (2023)), eine in Deutschland (Backmann, J. et al. (2024)) – liefern erste fundierte Erkenntnisse. Die Studien zeigen, dass die Vier-Tage-Woche weitreichende und meist positive Veränderungen für die Arbeitswelt mit sich bringen.

Vorteile der Vier-Tage-Woche

Die Vier-Tage-Woche bewirkt Vorteile für Unternehmen und die Beschäftigten. Bemerkenswert ist u. a., dass die Reduzierung der Arbeitszeit die Produktivität steigern kann. Ein Grund ist, dass die Verkürzung der Arbeitszeit Unternehmen dazu bringt, Prozesse zu optimieren und die Arbeitszeit effizienter zu nutzen.
Zudem verbessert sich die Gesundheit der Mitarbeitenden. Diese berichten von weniger Stress und geringeren krankheitsbedingten Fehltagen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die positive Wirkung auf die Arbeitgeberattraktivität. Die Vier-Tage-Woche hilft, sich als attraktiver und zukunftsorientierter Arbeitgeber zu positionieren.

Risiken der Vier-Tage-Woche

Jedoch ergeben sich auch Herausforderungen durch die Einführung der Vier-Tage-Woche. Ein Risiko ist die Komplexität der geplanten Einführung. Die Umstellung erfordert eine umfassende Analyse der bisherigen Arbeitsabläufe und deren Anpassung. Zudem sind die Mitarbeitenden einzubinden. Ein weiterer (Kosten-)Aspekt ist die möglicherweise notwendige Einstellung neuer Mitarbeitender, um einen Ausgleich für die reduzierte Arbeitszeit zu schaffen. Hinzu kommt, dass in manchen Unternehmen bzw. Branchen nur eine begrenzte Flexibilität für tiefgreifende organisatorische Veränderungen besteht.
Nicht unterschätzt werden darf die Unternehmens- bzw. Führungskultur. Wahrscheinlich stellt eine Kultur, die von Vertrauen, Eigenverantwortung und Ergebnisorientierung geprägt ist, eine gute Voraussetzung für die Einführung der Vier-Tage-Woche dar. Eine spannende Frage ist, ob vor der Einführung einer Vier-Tage-Woche zuerst die Kultur aktiv verändert werden sollte oder ob eine entsprechende Veränderung der Unternehmenskultur als Begleiteffekt entsteht. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Generell ist erforderlich, die bestehende Ausprägung der Unternehmenskultur zu analysieren und mögliche Herausforderungen für die geplante Einführung der Vier-Tage-Woche zu identifizieren. Eindeutig ist, dass die geplante Einführung einen umfassenden Wandel darstellt, der die gesamte Organisation betrifft.
Weiteres Risiko bergen derzeit fehlende Langzeiterfahrungen. Hinzu kommen branchenspezifische Herausforderungen. Denkbar ist, dass die Vier-Tage-Woche nicht für alle Branchen gleichermaßen geeignet ist. Problematisch können zudem mangelnde Akzeptanz, genereller Widerstand und unvorhergesehene Kosten sein.

Neues Arbeiten als Chance

In jüngster Zeit wurde in Deutschland (unternehmens-)politisch über mangelnde Einsatzbereitschaft bzw. mehr (flexiblere) Arbeit diskutiert. Beispiele sind die Äußerungen von Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius im Kontext der Regelungen zur Krankmeldung oder die Einschätzungen des ehemaligen Finanzministers Christian Lindner. Diese Sichtweisen stehen in einem bemerkenswerten Kontrast zu den Erkenntnissen der beiden Studien. Sie belegen, dass die Reduzierung der Arbeitszeit positive Effekte auf die Produktivität, die Gesundheit der Mitarbeitenden und auf die Arbeitgeberattraktivität hat. Daher liefern die empirischen Befunde der Studien ernstzunehmende Argumente, die Vier-Tage-Woche als Chance für eine modernere und zukunftsfähigere Arbeitswelt im Sinne von New Work zu betrachten. Die Beratung des Bundestages Ende 2024 über eine Anpassung des deutschen Arbeitszeitgesetzes kann einen weiteren bedeutsamen Schritt zu mehr individueller Flexibilität darstellen.

Literatur

Backmann, J., Hoch, F., Hüby, J., Platz, M., Sinnemann, M.F. (2024): Die 4-Tage-Woche in Deutschland: Erste Ergebnisse des deutschen Pilotprojekts zur Arbeitszeitreduzierung. Intraprenör, Berlin (Whitepaper, o. V.)
Deutscher Bundestag (20.12.2024): Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes beraten. Online unter: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw51-de-arbeitszeitflexibilisierungsgesetz-1033280 (letzter Zugriff 6.01.2025)

Heyser, L./SWR (14.12.2024): Mercedes-Benz-Chef Källenius findet das Krankmelden zu einfach. Online unter: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/mercedes-chef-kaellenius-kritik-krankmeldungen-100.html (letzter Zugriff 6.01.2025)

Lewis, K., Stronge, W., Kellam, J., Kikuchi, L. et al. (2023): The Results Are In: The UK’s Four-Day Week Pilot. Crookham Village: Autonomy. Online unter: https://autonomy.work/wp-content/uploads/2023/02/The-results-are-in-The-UKs-four-day-week-pilot.pdf (letzter Zugriff 6.01.2025)

RND (18.04.2024): Lindner über Leistungsbereitschaft: „Anderswo wird deutlich mehr gearbeitet“. Online unter: https://www.rnd.de/wirtschaft/christian-lindner-deutsche-sollen-laenger-arbeiten-fdp-chef-fuer-arbeitszeitverlaengerung-32SFZ6LYOZMQBBLAVKLVBZXEFY.html (letzter Zugriff 6.01.2025)

Veröffentlicht am 6.01.2025 auf www.andreas-dotzauer.de | © 2025 Dotzauer Beratung

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