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KI und Beschäftigung: Chancen, Risiken und HR-Strategie

Die folgenden Ausführungen basieren auf zwei Veröffentlichungen über die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz (KI): dem GENOE-Index von Benítez-Rueda und Parrado (2024) und dem IAB-Kurzbericht 5/2024 von Grienberger, Matthes und Paulus (2024).

KI als globaler Treiber des Wandels in der Arbeitswelt

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) schreitet rasant voran und hat das Potenzial, zahlreiche Berufe und Tätigkeiten grundlegend zu verändern. Eine aktuelle Studie von Benítez-Rueda und Parrado (2024) führt den GENOE-Index (AI Generated Index of Occupational Exposure) ein, der die potenzielle Auswirkung von KI auf Berufe und deren Aufgaben quantitativ erfasst.
Die GENOE-Studie spiegelt die globale Relevanz der KI-Auswirkungen wider. Zudem zeichnet sich die GENOE-Studie durch einen innovativen Ansatz aus, bei dem KI selbst die Bewertung ihrer potenziellen Auswirkungen auf verschiedene Berufsfelder vornimmt.
Der GENOE-Index zeigt, dass die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass KI in einem Jahr Berufe beeinflusst, bei 28% liegt und sich über fünf Jahre auf 38% sowie über zehn Jahre auf 44% erhöht. Diese Entwicklungen verdeutlichen das zunehmende Potenzial von KI, die Arbeitswelt zu transformieren.
Laut der GENOE-Studie weisen Büro- und Verwaltungsberufe, Produktions- sowie Vertriebstätigkeiten die höchste Exposition gegenüber KI auf. Berufe wie Feuerwehrleute, Chirurgen oder Geistliche weisen hingegen die geringste Exposition auf. Diese Unterschiede ergeben sich aus der Art der Tätigkeiten: Routine-Aufgaben und datenintensive Arbeiten sind leichter durch KI zu ersetzen als Tätigkeiten, die komplexe physische Fähigkeiten, Entscheidungsfindung unter Hochdruck oder zwischenmenschliche Interaktionen erfordern.

Situation in Deutschland

Im Gegensatz zur GENOE-Studie, die KI-basierte Methoden zur Bewertung der Substituierbarkeit einsetzt, verwendet der IAB-Kurzbericht von Grienberger, Matthes und Paulus (2024) eine traditionelle, auf Experten basierende Methodik zur Einschätzung der potenziellen Veränderungen im deutschen Arbeitsmarkt. Dies ermöglicht eine spezifische Betrachtung der Auswirkungen der Digitalisierung auf die Beschäftigung.
Der IAB-Kurzbericht zeigt, dass im Jahr 2022 etwa 38% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial arbeiten. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2019 von 34% auf 38% gestiegen. Besonders betroffen sind Helferberufe sowie Fachkraft- und Spezialistenberufe. Zudem hat der technologische Wandel, insbesondere durch generative KI, die Substituierbarkeit in IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen erheblich erhöht.

Chancen durch KI in deutschen Unternehmen

Die Einführung bzw. Nutzung von KI bietet deutschen Unternehmen vielfältige Chancen:

  • Steigerung der Produktivität: Die Automatisierung repetitiver Aufgaben kann die Effizienz erhöhen und Ressourcen freisetzen.
  • Entstehung neuer Berufsfelder: Durch KI entstehen neue Rollen, beispielsweise in den Bereichen KI-Ethik oder Datenanalyse.
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen: KI kann bei belastenden und gefährlichen Tätigkeiten unterstützend wirken.
  • Potenzial zur Milderung des Fachkräftemangels: Insbesondere in stark exponierten Bereichen kann KI Unternehmen beim Umgang mit Fachkräftemangel unterstützen.

Herausforderungen durch KI

Neben den Chancen birgt KI auch Risiken:

  • Möglicher Jobverlust: In stark exponierten Berufsfeldern kann der Einsatz von KI zum Arbeitsplatzverlust führen.
  • Steigende Nachfrage nach höheren Qualifikationen: Die Anforderungen an Qualifikationen können steigen, insbesondere in Berufen mit hohem Substituierbarkeitspotenzial.
  • Gefahr der Verstärkung von ungleichem Einkommen: Personen in Berufen mit hoher Exposition könnten stärker betroffen sein, was zu einer Verschärfung der Einkommensungleichheit führen kann.
  • Ethische Fragen: Der Einsatz von KI in sensiblen Bereichen wirft ethische und moralische Fragen auf, etwa beim Umgang mit sensiblen Daten.

Allgemeine Handlungsempfehlungen für Human Resources

Um die Chancen von KI zu nutzen und die Risiken zu minimieren, sollten HR-Abteilungen folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Analyse der KI-Exposition: Regelmäßige Überprüfung der Substituierbarkeitspotenziale.
  • Weiterbildung: Entwicklung und Durchführung von Weiterbildungen zur Förderung von KI-Kompetenzen.
  • Fokus auf komplementäre Fähigkeiten: Förderung von Fähigkeiten, die KI ergänzen, bspw. kreative Problemlösung und zwischenmenschliche Kommunikation.
  • Menschzentrierte KI-Integration: Einführung von KI unter Berücksichtigung ethischer und sozialer Aspekte.
  • Förderung lebenslangen Lernens: Kontinuierliche Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Bewältigung der technologischen Entwicklungen.

Fazit: Die Integration von KI in die Arbeitswelt bedeutet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Eine proaktive und differenzierte Herangehensweise ermöglicht, die Potenziale zu nutzen und mögliche negative Auswirkungen zu reduzieren. HR-Abteilungen haben eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung dieses Transformationsprozesses inne, indem sie vorausschauend planen, geeignete Maßnahmen in die Praxis umsetzen und kontinuierlich begleiten.

Literatur

Benítez-Rueda, M., & Parrado, E. (2024): Mirror, Mirror on the Wall: Which Jobs Will AI Replace After All? A New Index of Occupational Exposure. Inter-American Development Bank (IDB), Working Paper Series 1624. https://dx.doi.org/10.18235/0013125

Grienberger, K., Matthes B. & Paulus W. (2024): Folgen des technologischen Wandels für den Arbeitsmarkt: Vor allem Hochqualifizierte bekommen die Digitalisierung verstärkt zu spüren. IAB-Kurzbericht Nr. 5/2024, hrsg. vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg. Online unter https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-05.pdf (letzter Abruf 20.09.2024)

Veröffentlicht am 20.09.2024 auf www.andreas-dotzauer.de | © 2024 Dotzauer Beratung

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